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Historische Leistung: Ein Mann, ein Fluss, 1.244 Kilometer

1969 durchschwamm Klaus Pechstein (1941-2013) als erster Mensch den Rhein

Klaus Pechstein im Wasser lachend
140810_Pechstein lachend © Christiane Pechstein klein

Auch in diesem Jahr werden sich wieder einige mutige Extremschwimmer an die Querung des Bodensees wagen. Mit 64 km ist die Längsquerung die längste der möglichen Streckenvarianten. Für die meisten Schwimmer ist dies schon eine unvorstellbare Strecke. Und so ist es kaum zu glauben, welche Leistung der damals 28-jährige Klaus Pechstein aus Linz am Rhein vollbrachte: Als erster Mensch durchschwamm er im Jahr 1969 den Rhein von Ilanz in der Schweiz bis zur Nordseemündung bei Koek van Holland – insgesamt 1.224 km, zurückgelegt in 30 Tagen. Die längste Etappe umfasste mit 74 km ganze 10 Kilometer mehr, als die Bodensee-Längsquerung. Somit verbrachte Pechstein, der im Hauptberuf gelernter Silberschmied war, mehr oder weniger einen ganzen Monat im Wasser.

1.224 Kilometer Medientrubel

Obwohl die Medienwelt 1969 noch weit von der Rastlosigkeit der heutigen Zeit mit Facebook, Twitter und Instagram entfernt war, verursachte die Aktion einen enormen Medienwirbel. An jedem Etappenpunkt stimmten die lokalen Medien aufs Neue in die Berichterstattung ein, einige Journalisten reisten die gesamte Strecke mit. Klaus Pechstein, der es sich trotz seiner körperlichen Leistungsfähigkeit nicht nehmen ließ, zu Wasser und zu Land zur Zigarette zu greifen, spielte das Spiel bereitwillig mit. Eingepackt in seinen dicken Neopren-Anzug – die Aktion startete Ende September und die Wassertemperatur lag bei etwa 10 Grad – zeigte er sich gerne vor der Kamera. Einmal ließ er sich entspannt im Wasser treibend mit einem Glimmstängel und einem Glas Bier ablichten.

Klaus Pechstein im Hafen von Rotterdam
140810_Pechstein Hafen Rotterdam © Christiane Pechstein klein

Trübes Wasser und Magenkrämpfe

Viel Aufwand wurde in den letzten 30 Jahren betrieben, um die Wasserqualität des Rheins zu verbessern – das war 1969 noch ganz anders. Viele Industrieunternehmen leiteten ihre Abwässer in den Fluss, zudem wurden Abwässer und Fäkalien aus der Kanalisation abgegeben. Das Wasser war trüb und der Rhein galt weithin als Kloake. Kein Wunder also, dass Pechstein eine Tagesetappe abbrechen musste, nachdem er Wasser geschluckt hatte. Heftige Magenkrämpfe und Erbrechen waren die Folge. Doch schon am nächsten Tag hatte sich der Schwimmer erholt und konnte seinen Weg fortsetzen. Auch andere Widrigkeiten, wie beispielsweise eine Verletzung durch spitze Felsen, galt es zu überwinden. Letztendlich konnte der Extremschwimmer seine Aktion erfolgreich beenden. Eine Wiederholung im Jahr 1983 musste er aus organisatorischen Gründen abbrechen. Klaus Pechstein blieb dennoch begeisterter Schwimmer mit einer Abneigung gegen Chlorwasser.

 

Artikel: Sarah Schiepe

Fotoquelle: Das Blaue Wunder - Copyright by Christiane Pechstein


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