Claudia Müller, die 48 Jährige Kinderbetreuerin aus Stainz in der Steiermark.
Oder:
Claudia Müller, die Frau die in 24 Stunden mit nur zwei Wassereinheiten in der Woche 72 Kilometer geschwommen ist – dazu gleich mehr!
Über Claudia:
Claudia hat 2008, mit 38 Jahren, mit dem Triathlon begonnen. Anfangs nur Sprint Distanzen, nach und nach folgten dann aber schon die „richtigen“ Distanzen. 2012 der erste Ironman, 2014 der zweite Ironman (Klagenfurt) und einige 24 Stunden Radrennen. „Ich habe schnell bemerkt, dass ich bei den langen Distanzen, egal ob beim Laufen, Schwimmen oder Radfahren, ein sehr konstantes Tempo für lange Zeit durchhalte“ – so Claudia. 2015 nahm sie dann erstmals am 24 Stunden Schwimmen in Bad Radkersburg teil, als Solo-Schwimmerin. Bald folgte auch das Open Water Schwimmen und das Eisschwimmen.
Aber warum, fragen sich manche? „Es reizt mich immer aufs Neue, meine persönlichen Grenzen zu testen und mich zu steigern.“
Unsere Fragen an Claudia:
1.) Du bist Abenteuer süchtig, möchte man meinen, wenn man deine bisherigen Erfolge und Leistungen anschaut. Was war für dich dein größter und wichtigster Erfolg bisher? Warum war das so?
Ob man es als Abenteuersucht beschreiben kann? Ich weiß nicht. Ich trainiere für mein Leben gern, ich hab das Glück gesund zu sein und ich kann meinen Körper sehr fordern, weil ich brav und konsequent trainiere. Wenn ich immer nur das Gleiche machen würde, wäre es für mich keine Weiterentwicklung. Es war mir immer wichtig die Ziellinie zu erreichen und nicht aufzugeben. Es ist schwer zu sagen, was mein größter Erfolg bis jetzt war. Ein großer Erfolg war bestimmt das Finish beim Glocknerman 2018 in Graz in nur 53 Stunden. Ich denke aber doch, als Triathletin vier Mal das 24 Stunden Schwimmen in Bad Radkersburg zu gewinnen, drei Mal davon mit mehr Kilometer als der beste Mann, das ist mein größter Erfolg.
2.) Beim 24 Stunden Schwimmen in Bad Radkersburg bist du über 72 Kilometer geschwommen. Wie sah deine Vorbereitung aus? Und wie konntest du dich immer weiter motivieren während des Rennens?
Ich werde oft gefragt wie viel ich schwimme. Im Schnitt 2 Mal pro Woche, da ich ja eigentlich Triathlon betreibe und auch Ultra Radevents bestreite. Meine richtige Vorbereitung für das 24 Stunden hat eigentlich erst Mitte September mit 3 Schwimmeinheiten pro Woche begonnen. 14 Tage vor dem Rennen war ich dann ein Wochenende in Bad Radkersburg, wo ich dann zwei Mal am Tag geschwommen bin. Ein gutes Training war es bestimmt auch die längeren Distanzen bei zwei Open Water Bewerben zu schwimmen. Beim Hallstättersee Schwimm Marathon im August waren es 10 Kilometer und bei X-Waters im Wörthersee waren es über 17km. Während des Rennens hatte ich dann wenig Motivationsprobleme. Mein Mann und meine Schwester waren immer bei mir. Sie taten alles für mich, nur Informationen zu meinem Fortschritt gab es bewusst eher wenige. Ich wollte die 70km unbedingt erreichen – das war das Ziel. Mein Schwimmtrainer Markus Strini sagte zu mir: Claudia beam dich woanders hin, aber schwimm!! Der Vertreter meines Schwimmsponsors, Aqua Sphere, war auch anwesend und das motivierte natürlich extra nicht aufzugeben. Auch die Anwesenheit meiner Freunde aus meinem Wohnort war Motivation an den Sieg zu glauben. Am Ende wurden es dann über 72 Kilometer und ein neuer Streckenrekord bei den Damen (Anm. der Redaktion: der Streckenrekord der Herren liegt bei 80km von Martin Fessl).
3.) Du hast erst spät mit dem Ultra Sport begonnen, was kannst du anderen Sportlern, die vielleicht eine große Challenge im Auge haben aber den letzten Schritt zur Umsetzung noch nicht gewagt haben, an Tipps und Motivation mitgeben?
Das ist jetzt natürlich nur meine Sicht und meine Erfahrung aber ich sehe das so: Wichtig ist sich ein Basis zu schaffen, welche mit Ausdauer, Körperkraft, Willenskraft und mentaler Stärke gefüllt ist. Nicht weniger wichtig sind natürlich Familie und Freunde welche dich unterstützen und an dich glauben. Ich würde auch empfehlen, den Körper nicht zu früh mit extremen Belastungen zu quälen sondern langsam an längere Distanzen herantasten. Wenn man dann spürt, dass die Zeit gekommen ist, darf man keine Sekunde zweifeln, sondern sollte mutig sein und sich für einen Ultra Bewerb anmelden. Wenn es nicht geklappt hat, dann aus den Fehlern lernen und beim nächsten mal noch besser vorbereiten. Wichtig ist auch, einen Trainer zu haben dem man vertraut und der den Sportler und seine Grenzen kennt. An dieser Stelle möchte ich mich bei meinem Trainer, Philipp Rainer, für seine super Arbeit bedanken!
4.) Du schwimmst auch Eisschwimm Bewerbe, und hast dafür eine ganz besondere Location für die Vorbereitung haben wir gehört. Kannst du uns darüber mehr erzählen?
Beim Laufen im Sommer habe ich einen Bach entdeckt der sich optimal als Strömungskanal eignet. Im November habe ich es dann gleich ausprobiert. Der Platz ist nicht weit weg von mir und die Natur bietet mir die ideale Trainingsstätte. Dort bereite ich mich bei 1 – 4 Grad Wassertemperatur auf die Eisschwimmbewerbe vor.
5.) Was sind deine Ziele und Vorhaben für die neue Saison?
Ich möchte im Februar in Wien (Staatsmeisterschaften im Eisschwimmen) meine ersten 1000m in der Donau schwimmen. Im Juni werde ich dann zum 3ten Mal beim Austria Extreme Triathlon dabei sein! Aber auch einige die Open Water Bewerbe werde ich mir nicht entgehen lassen. Ein etwas ungewöhnliches Ziel, aber definitiv eines meiner wichtigeren Ziele ist eine Wörtersee Umrundung – schwimmend.
Wir bedanken uns bei Claudia für das Interview und wünschen viel Erfolg bei ihren Vorhaben in der kommenden Saison! Wenn ihr Fragen an Claudia habt, schreibt sie in die Kommentare unter dem Facebook post und Claudia wird sie euch beantworten!
Artikel: Gottfried Eisenberger
Bilder: Copyright OpenWaterSchwimmen.com
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